Das Orchester des Staatstheaters Augsburg gastiert am Gymnasium Königsbrunn
Kein Sport, kein Museum, keine Konzerte … Seit Anfang November sind sämtliche Freizeitaktivitäten heruntergefahren, um die Corona-Zahlen in den Griff zu bekommen.
Die Schulen bleiben so lange wie möglich offen, und Präsenzunterricht soll weiterhin stattfinden.
Auch im Musikunterricht sind wir Musikpädagogen stark eingeschränkt, denn Gesang und Unterricht im Blasinstrument können nur im Einzelunterricht und mit besonders großem Abstand praktiziert werden. Daher können wir zum Beispiel im Unterricht im Klassenverband keine gemeinsamen Lieder singen. Und auch die Wahlfächer sind größtenteils lahmgelegt.
Nun ist Kreativität gefragt!
Zunächst loteten wir die verschiedenen Möglichkeiten der Digitalisierung aus. So entstanden verschiedene Digitalprojekte: Herr Wagner stellte aus vielen Einzeleinspielungen einen Weihnachtssong mit dem Unterstufenchor zusammen. Frau Ryssel erstellte, in Zusammenarbeit mit der Jugendbegegnungsstätte MatriX, aus vielen WhatsApp-Aufnahmen eine digitale Version von „Baba Yetu“, einem musikalischen Werk des Komponisten Christopher Tin, das ursprünglich für ein Computerspiel geschrieben worden ist. Das Vokalensemble übte zu Hause mit Hilfe von Aufnahmen Songs ein für ein Live-Stream-Konzert. Herr Hornberger schließlich erstellt ein Splitscreen-Video mit einem Streichquartett und den Schulbands.
Doch damit nicht genug: Im Rahmen der Kooperation mit dem Augsburger Staatstheater waren schon zu Beginn des Schuljahres verschiedene musikalische Ereignisse am Gymnasium Königsbrunn geplant worden. Dazu gehörten unter anderem ein Opernworkshop, eine digitale Ballettpräsentation mit Hilfe von VR-Brillen.
Am Freitag, 27.11.20, sollte dann das Musikmärchen „Peter und der Wolf“ live aufgeführt werden, mitten im „Lockdown light“!
Das musikalische Märchen für Sinfonieorchester und Sprecher wurde 1936 von Sergei Prokofjew mit dem Ziel komponiert, Kindern die Instrumente des Orchesters vertraut zu machen. Die Kenntnis und das Erleben verschiedener Instrumente stellen eine grundlegende Voraussetzung zum Verständnis von Musik dar und sind in den Jahrgangsstufen 5 und 6 Bestandteil des Lehrplans im Fach Musik.
Im Vorfeld waren viele Gespräche und große organisatorische Anstrengungen nötig, um das Konzert zu „Corona-Bedingungen“ zu realisieren. Zunächst musste ein Raum für das Orchester der Augsburger Philharmoniker gefunden werden, in dem die 36 Musikerinnen und Musiker unter Einhaltung von Mindestabständen zueinander und zum Publikum aktiv werden können. Da war die Dreifachturnhalle die naheliegende Lösung. Nachdem sich das Orchester bereit erklärt hatte, in Königsbrunn sogar ZWEI MAL zu spielen, konnten, unter Einhaltung aller Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen (extra große Abstände, zeitlich versetztes Betreten des Raums, Maximalanzahl von 50 Zuschauern usw.) drei Klassen der Jahrgangsstufe 6 das Konzert besuchen. Die Klasse 6b kam sogar in den Genuss, dass mehr Musiker für sie musizierten, als Zuschauer im Raum waren.
Alle Beteiligten waren überwältigt von dem Privileg, in einer nahezu „kulturlosen“ Zeit einer besonderen Darbietung beiwohnen zu dürfen. Das Orchester präsentierte die verschiedenen Charaktere und Stimmungen sehr überzeugend, lebendig und mit großer Spielfreude, ein wahrer Seh- und Hörgenuss. Die Sprecherin Anna-Sophia Kraus übersetzte mit den von Prokofjew vorgesehenen kurzen Texten die musikalischen Themen in eine für die Schülerinnen und Schüler lebensnahe Fasslichkeit. Dabei kam, der Intention des Komponisten folgend, auch die Präsentation der verschiedenen Instrumente in Interaktion mit dem jungen Publikum nicht zu kurz: Peter, ein fröhlicher und aufgeweckter Junge, dargestellt durch die Streicher; sein mahnender Großvater, repräsentiert durch das Fagott. Die Querflöte mimt den zwitschernden Vogel, die Klarinette die schleichende Katze, die Oboe die quakende Ente, die Hörner den bedrohlichen Wolf und die Pauken die wilden Jäger. Schließlich mündet der Angriff des Wolfs in seine Gefangennahme und einen finalen Triumphmarsch des ganzen Orchesters.
Auch wenn es manchen der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer noch schwer viel, eine Dreiviertelstunde ruhig zu bleiben, so verfolgte doch der Großteil die Darbietung gespannt, und der lang anhaltende Applaus bestätigte den Erfolg dieses besonderen Konzerts in Zeiten von Corona.
Unser herzlicher Dank gilt allen Beteiligten, vor allem dem Orchester und unserem Schulleiter StD Volker Täufer, die durch ihren Mut bewiesen haben, dass trotz dieser schwierigen Zeit die Musik an unserer Schule lebendig bleibt.
Annika Ryssel (Lehrkraft für Musik) Foto: Johannes Hornberger (Lehrkraft für Musik)