Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 10 B präsentieren der Jury ihr Gedicht
Am Dienstag, 26. Februar, hatten sieben Schülerinnen und Schüler der 10b des Gymnasiums Königsbrunn einen ganz besonderen Auftritt im Parktheater in Göggingen. Sie konnten bei der Preisverleihung zum Gedichtwettbewerb des Brechtkreises ihren Beitrag zum Besten geben. Der Vorsitzende des Brechtkreises, Dr. Michael Friedrichs, hob die Qualität des Gedichtes mit dem Titel „Von der armen 10B“ besonders hervor, da dieser Text sich direkt mit Brechts Gedicht „Vom armen BB“ auseinander setzt und gewissermaßen aus heutiger Sicht eine Antwort auf die berühmte Vorlage gibt.
Friedrichs lobte die Gemeinschaftsarbeit der Klasse als „sorgfältige und einfallsreiche“ Entgegnung. Das Schülerteam und ihre Lehrerin, Oberstudienrätin Margarete Schwegler-Nebel, freuten sich über die anerkennenden Worte des Brechtexperten und über ihren Preis: einen Workshop für Siebdruck im Staatlichen Textil- und Industriemuseum in Augsburg (tim) nebst einer Urkunde.
Der Brechtkreis hatte – gemeinsam mit dem Brechtfestival Augsburg und mit Unterstützung durch den Bildungsreferenten der Stadt Augsburg, Hermann Köhler – die Schüler*innen der Augsburger Schulen ab der fünften Jahrgangstufe zu diesem Wettbewerb eingeladen.
Elisabeth Rüster, Margarete Schwegler-Nebel
Hier der Wettbewerbsbeitrag zum Nachlesen:
Von der armen 10B
Wir, die Schüler der 10B, kommen aus verschiedenen Ländern der Welt.
Unsere Vorfahren trugen uns in die Stadt Augsburg und Umgebung hinein.
Die Vielfalt der Kulturen
Soll in uns und noch in unseren Kindern sein.
In der Asphaltstadt sind wir daheim. Bereits von Anfang
Versehen mit allem, was gut und teuer ist:
Mit Handys. Und Vitaminen. Und Nahrungsergänzungsmitteln.
Sei niemals zufrieden und traue keinem über dreißig, bevor du es selbst bist.
Wir passen uns an an alle Trends auf dem Markt. Wir haben
Ein Konto auf der Bank und bei Instagram. So ist es Brauch.
Wir sagen: Jeder braucht seine Likes und seine Follower
Und ihr sagt: Wir haten dich auch.
Auf unseren Kunststoffstühlen am Vormittag
Träumen wir von Macht und Geld.
Die Lehrer betrachten uns voll Sorge und sagen:
Eure Zukunft ist nicht rosig in dieser Welt.
Gegen Abend sitzen wir vor dem Bildschirm und
Chatten mit unseren Internet – Freunden im Netz.
Wir haben uns nie gesehen.
Und einer fragt: Hey, ihr Loser, habt ihr Bock auf ´ne Hetz‘?
Gegen Morgen schlafen wir noch vor den PCs.
Um sechs Uhr dreißig wird unser Wecker schrein.
Dann trinken wir Muttis heiße Schokolade und
Packen gähnend unser Pausenbrot ein.
Wir saßen zwischen Möbeln von Ikea in steinernen Häusern,
Die als sichere Zuflucht galten.
(Später wird man bauen Lebensräume im All
Und Satelliten, die sorgen dafür, dass wir Kontakt halten.)
Was wird von unseren Städten bleiben nach dem Atomkrieg?
Fröhlich blickt niemand in die Zukunft der Erde.
Gegen moderne Waffen gibt es keinen Sieg.
Was wird nach uns kommen? Das Zeitalter der blauen Pferde?
Bei den künftigen Klimakatastrophen werden wir hoffentlich
Unsere Follower nicht verlieren
Wir, die Schüler der 10b, lebend in Augsburg und Umgebung.
Wird die Vielfalt der Kulturen mit uns krepieren?